Express–PRA zu Neonectria neomacrospora
Description
Der Pilz Neonectria neomacrospora gilt als ursächlicher Erreger der Komplexerkrankung Tannen-Rindennekrose. Vor allem aufgrund heftiger Ausbrüche der Erkrankung an Tannenbeständen in Skandinavien seit 2008 wurde vermutet, dass der Pilz ein neuer Schadorganismus ist. Bisherige Studien und Beobachtungen durch Experten legten jedoch den Schluss nahe, dass der Pilz schon lange in Europa etabliert und auch in Deutschland bereits verbreitet ist. Nachfolgende Untersuchungen sowie Befragungen der Mitgliedstaaten haben diese Einschätzung bestätigt. Ein Schlüsselfaktor für die Komplexerkrankung ist ein vorheriger Massenbefall mit einheimischen Tannenstammläusen (Adelges piceae). Das zunehmende Auftreten der Erkrankung könnte daher klimatisch begründet sein, da die Tannenstammlaus von milden Wintern und Niederschlagsdefiziten profitiert.
Neuere Ausbrüche gab es in Dänemark, Norwegen und England sowie begrenzten Befall einzelner Bäume in Belgien, Finnland und Frankreich. Schwere Ausbrüche an Tannen in Norwegen führten zu einer Aufnahme in die Frühwarnliste der EPPO (2017). Der Pilz ist auch in Deutschland etabliert. In Baden-Württemberg werden seit 2007 Tannen-Rindennekrosen an Weißtannen beobachtet. In den Jahren 2013 und 2016 wurden in Brandenburg ColoradoTannen (Abies concolor) durch N. neomacrospora geschädigt. Im Jahr 2016 kam es nach einem Massenbefall mit Adelges piceae in Niedersachsen an unterschiedlichen Standorten zu Absterbeerscheinungen an Weißtannen (A. alba) und Küstentannen (A. grandis) durch N. neomacrospora.
N. neomacrospora befällt überwiegend Tannen (Gattung Abies), wurde aber auch gelegentlich an Fichte (Picea abies), Douglasie (Pseudotsuga menziesii) und Hemlocktanne (Tsuga heterophila) beobachtet.
Der Pilz hat sich aufgrund geeigneter Klimabedingungen in Deutschland und in Nord- und Mitteleuropa im Freiland angesiedelt. Schäden sind überall zu erwarten, wo Wirtspflanzen vorkommen und die heimische Tannenstammlaus günstige Bedingungen findet. Die Schadwirkung des Pilzes wird aufgrund günstigerer Klimabedingungen für die Tannenstammlaus voraussichtlich zunehmen.
Wegen seines hohen Schadpotenzials für den Forstbereich, vor allem auch für die Produktion von Weihnachtsbäumen, stellt N. neomacrospora ein hohes Risiko für Deutschland und andere EUMitgliedstaaten dar.
Der Pilz ist bereits innerhalb Deutschlands und in anderen Mitgliedstaaten verbreitet, amtliche phytosanitäre Tilgungs- und Eindämmungsmaßnahmen sind daher nicht sinnvoll. Es fehlen spezifische Bekämpfungsstrategien für Anwendungen im Forstbereich. Der Ständige Ausschuss der Europäischen Kommission für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel hat im Januar 2019 das Risiko durch N. neomacrospora besprochen. Aufgrund der weiten Verbreitung in den Mitgliedstaaten erfolgte der Beschluss, den Pilz nicht als Quarantäneschadorganismus zu betrachten.
N. neomacrospora wird daher nicht als potenzieller Quarantäneschadorganismus eingestuft, § 4a der PBVO ist nicht anzuwenden. Eine amtliche Bekämpfung und Meldung des Schadorganismus ist nicht erforderlich.
In Weihnachtsbaumplantagen wird empfohlen, befallenes Material zu vernichten, um die Sporenlast zu mindern und eine weitere Ausbreitung im Bestand zu verhindern.
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Pest Risk Analysis | Download | 436,35kB |
PRA Area
- Germany